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Im Auge des Orkans
Im Auge des Orkans ist es still. Unheimlich still. Während um dieses Zentrum des Atem-holens sich der Sturm immer schneller zu drehen beginnt, mit 100, 200 oder 300 km/h. Mancher, manch eine, mag sich momentan ähnlich vorkommen.
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Das Totenschiff
Ein weißes Leinenboot zieht durch meine Träume. Leer wiegt es sich auf den Wellen, wenn die Sonne es wärmt, duftet es sacht nach Bienenwachs. Der Bug leicht erhöht, wie bei einem Kanu.
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Tiere, Tod & Tönnies
Die ältesten Bilder, die wir kennen, sind – Tierbilder. Darstellungen von Wisenten, Pferden, Bären so geschickt an Wülste und Vorsprünge von Höhlenwänden angebracht, dass sie einem nach über 30.000 Jahren den Atem rauben, lebendig wie sie sind.
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Totentanz modern
Entstanden sind die Totentänze durch die Erfahrung der Pest, einer tödlichen Pandemie, die im Europa des 14. Jahrhunderts bis zu einem Drittel der Bevölkerung Europas vernichtete. Der schwarze Tod machte vor niemandem Halt: Bauer oder Bettler, König oder Edelmann, Papst oder Bischof – alle mähte er unterschiedslos nieder.
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Leben, lieben uns sterben in Zeiten von Corana
Alleinlebende vermissen Nähe und Berührungen; Liebende werden eng zusammengedrückt, was wilde Verschmelzungsfantasien wie eruptive Abstoßungsreaktionen hervorlockt; Trauernden fehlen Möglichkeiten zu Kontakten, seien es Theater, Sport oder gesellige Treffen, während viele Sterbende in ihren letzten Stunden allein bleiben.
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Von Stalaktiten und Stalagmiten
Trauerfeier im Odenwald. Das Gebäude ein Betongebilde aus den 70 oder 80ziger Jahren des letzten Jahrhunderts. Kurz vor Beginn die Sammlungsphase an der Eingangstür zur Trauerhalle. Auf den Atem achten. Ein letztes memorieren des Namens der Verstorbenen, ihrer Angehörigen, des Einstiegs in die Ansprache. Dann lasse ich los. Versuche so gut wie irgend möglich da zu sein. Nichts zu denken. Mich dem zu öffnen, was gleich geschehen mag.
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Song-lines
Die Zeichnung eines Zen-Mönches. Nichts als ein paar, schwungvoll hingeworfene, verschieden starke Pinselstriche. Viel weiß, viel nichts außenrum. Und doch eine ganze Welt.
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Ein gemeinsamer Name für die Ehe?
In jedem Traugespräch stelle ich die Frage nach der weiteren Namensführung. Oftmals sehe ich dann ein vielversprechendes, doch leises Lächeln im Gesicht des Mannes und ein fragender, nach Bestätigung suchender Blick in den Augen der Frau. Beide sehen sich an und antworten mit, „das ist noch offen“ oder ein „das klärt sich in den nächsten Tagen“.
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Rituelle Langsamkeit
Picknick im Friedwald. Jede Menge Hunde – von klein bis groß – lagern idyllisch im Gras. Auf dem Weg in den finstern Tann zum Baumgab umspringt die ganze Zeit ein Rauhhaardackel, ihr Totemtier, die Urne. Dort am Grab fällt mir auf, wie sich die Angstellte auf beide Knie niederlässt, um dann die Urne sehr zentriert in die Erde zu senken.
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Einladung zur „Flennes“
Bei einer Trauerfeier in Bensheim – was im Hessischen bedeutet – werde ich nonchalant zur Flennes bzw. zum Flannerts eingeladen. Flennes, das Wort lasse ich mir auf der Zunge zergehen, das klingt doch endlich einmal anders als ‚Leichenschmaus‘ oder gar das banale ‚Trauerkaffee‘.
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